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Ein Hirte, der Streit sucht

Sea Shepherd Conservation Society auf Kriegsfuss mit japanischen Walfaengern

Wenn man von einer der Titelseiten des "Sea Shepherd Log" von Kapitän Paul Watson freundlich angelächelt wird, vermutet man auf den ersten Blick eigentlich nicht, dass dieser Mann auch ganz andere Seiten aufziehen kann! Wer würde dem so gemütlich wirkenden Weisshaarigen schon die Rolle eines Buhmanns zutrauen? Doch genau das ist er, und zwar in nicht wenigen Ländern, wo man in gewissen Kreisen seinen Namen lieber nicht nennt.

Aber was tut denn dieser Mann so Schreckliches?

Darauf gibt es eine ganz einfache Antwort: Mit seiner Organisation Sea Shepherd schützt er Meerestiere, und zwar so konsequent, dass der Schriftsteller Farley Mowat ihn als deren "aggressivsten, entschlossensten, aktivsten und erfolgreichsten Verteidiger ?" bezeichnet hat. Aktionen dieser Art bringen sicher viele Bewunderer, aber auch eine nicht unbeträchtliche Anzahl erbitterter Feinde, wenn nicht gar hasserfüllte Gegner!

Anfang der 70er Jahre stiess Paul Watson, nach verschiedenen Posten in der norwegischen Handelsmarine, der kanadischen Küstenwache und einem Studium in British Columbia, zu einer gerade gegründeten Organisation: Greenpeace. Er beteiligte sich an verschiedenen Kampagnen, aber es war eine Aktion zum Schutz der Wale im Jahr 1975, die sein weiteres Leben bestimmen sollte: Während einer Konfrontation mit einem russischen Walfänger tauchte ein harponierter Wal bedrohlich dicht neben dem zerbrechlichen Schlauchboot der Greenpeace-Crew auf. Es ergab sich ein blitzschneller Augenkontakt, der Watson davon überzeugte, dass der Wal die Absichten seiner erschütterten Beschützer erkannt hatte. Der prächtige Riese wuchtete seinen sterbenden Körper fürsorglich weg, tauchte unter und starb.

Von dem Augenblick an fühlte sich Paul Watson endgültig zum Schutz der "Bewohner der Meere" aufgerufen und gründete dafür einige Jahre später die Sea Shepherd Conservation Society. Diese Organisation widmet sich nicht nur konsequentem Tierschutz, sondern auch der Information, Erziehung und Forschung. Ausserdem prüft sie Gesetze und Abkommen und deren Befolgung, die sie zur Not auch selbst, mit Hilfe von beherzten Aktivisten aus den eigenen Reihen, erzwingt. Kein Wunder, dass die mittlerweile auf allen Weltmeeren patrouillierenden Crews der Organisation schnell der Alptraum von Gesetzesbrechern wurden. Im Rahmen von Aufspüren und sorgfältig dokumentierten gesetzeswidrigen Aktionen auf See lernten auch Regierungsmitglieder vieler Nationen, z.B. von Kanada, Norwegen, Dänemark und Spanien bis Südadfrika, die Tierschützer gut kennen. Nach derartigen Kontakten waren unter anderem Schiffe von Meeres-Piraten zu beschlagnahmen, Wal-Industrien zu demontieren, die Aufgabe von Seehund"ernten" anzuordnen wie auch das Verbot von Treibnetzen festzuschreiben?.

Die Kampagnen der Organisation sind verschiedenartig und durchweg erfolgreich: Man rettete das Leben von über tausend Robbenbabies dadurch, dass man ihr Fell mit Farbe besprühte, man versenkte gesetzeswidrig walfangende Schiffe (ein norwegisches, unbemannt im Hafen liegendes Schiff zum Beispiel wurde am 26 Dez. 1992 versenkt "als Weihnachtsgeschenk für die Wale"), man kaufte vor Schottland eine Insel als "Kinderstube" für Seehunde und setzt sich für einen Thunfischfang ein, bei dem Delfine nicht zu Schaden kommen.

Aber auch im Rahmen eines immer beliebter werdenden Wal-Tourismus versucht man, die oft sehr belästigten Tiere vor Übereifrigen zu schützen.

Eine erstaunliche Idee ist auch das Auskämmen des Felles von Jungrobben. Diese sinnreiche Aktion wird vielen Aspekten gleichzeitig gerecht: Sie rettet Tierleben, schafft Jobs, wird einem wachsenden Interesse nach human hergestellten Waren gerecht und ermöglicht den Erwerb hochwertiger Artikel (Decken sind in Deutschland erhältlich).

Die Mitglieder der Sea Shepherd Organisation sind stolz, dass trotz der Fülle der verschiedenen Kampagnen und gelegentlich angewandter Härte noch nie ein Mensch oder Tier verletzt wurde. Das ist ein wichtiges Argument für weitere, sorgfältig vorbereitete Aktionen, die durch eine Besonderheit unserer Tage dringender denn je werden: Wissenschaftler stimmen nämlich überein, dass das Leben in den Meeren unter der menschlichen Profitgier zusammenbrechen wird, wenn nicht entschlossene Änderungen schnell hereigeführt werden.

Die Meeressäuger zum Beispiel sterben in einem furchterregenden Tempo aus. Zur Verdeutlichung sei hier nur an das Beispiel des riesigen Blauwals (dessen Zunge allein schon das Gewicht eines Elefanten erreichen kann) erinnert: vor achtzig Jahren durchpflügten noch 275 000 dieser Tiere die Meere, nun gibt es höchstens noch 5000.

Sea Shepherd versucht auf allen Fronten, diesem dramatischen Verfall Einhalt zu gebieten. Es wird zu Aktionen gegen Japan aufgefordert, wo trotz massiver internationaler Proteste auch nun wieder zwischen Oktober und April ganz besonders grausame Delfin-Massenschlachtungen durchgeführt werden, in Ecuadaor arbeitet man mit der Regierung zusammen, um auf den berühmten Galapagos-Inseln illegales Fischen und Wildern zu beenden, und zusammen mit Hilfe deutscher Firmen (die Firmen aus der Gegend aus ihren Lieferantenlisten streichen) versucht man, endlich dem berüchtigten alljährlichen Wal-Massaker auf den Faroer-Inseln Einhalt zu gebieten.

Bei aller Bewunderung für die nicht nachlassenden Bemühungen der Meereshirten um eine bessere Welt darf aber nicht vergessen werden, dass eine einzige Organisation nicht allein für den Schutz der Natur verantwortlich sein kann. Jeder von uns ist gefordert. Wir alle sind aufgerufen, denn es ist schliesslich mehr als nur Sentimentalität, den Erhalt einer möglichst grossen Artenvielfalt anzustreben. Wir alle sind es unseren Enkeln schuldig, ihnen wenigstens die mehr oder weniger intakte Umwelt zu hinterlassen, in die wir selbst geboren wurden.


Source: EVANA
Author: EVANA

Link: Eine Privat-Initiative zum Schutz der Wale - Andreas Morlok - Radolfzell
Link: Kapitän Paul Watson erklärt japanischer Walfangflotte den Krieg
Link: Meere und Ozeane ? tot oder lebendig?
Link: Paul Watson - CANIS Interview 2003
Link: Sea Shepherd Conservation Society

Date: 2006-01-17