Zehn Wege in eine vegetarier-freundliche Welt

Juni 2007

Obwohl es immer dringender wird, den Vegetarismus zur Abwehr von durch Produktion und Verbrauch von Tierprodukten verursachten Epidemien und Klimadrohungen einzufuehren, war der Fortschritt bisher verhaeltnismaeßig langsam. Der Moment fuer neue Strategien ist daher nun gekommen, damit fuer die Vorteile des Vegetarismus eindringlicher geworben werden kann.

Die zehn unten vorgeschlagenen Ideen sollen die Basis fuer einen Dialog darstellen mit dem Ziel positiver Veraenderungen. Es ist meine Hoffnung, daß dieser Katalog zu weiteren Vorschlaegen und wirkungsvollen Initiativen fuehrt.

1. Ausarbeitung praeziser Zielsetzungen und Umsetzungskalender fuer eine vegetarier-freundliche Welt

Wir duerfen uns nicht mit dem verhaeltnismaessig langsamen Fortschritt in Richtung Vegetarismus abfinden, besonders nicht angesichts der neuen beunruhigenden Nachrichten ueber drohende Umweltkatastrophen. Eine Moeglichkeit ist eine praezise Zielsetzung, wie z.B. eine ‘vegetarier-freundliche Welt bis 2010’. Eine solche Kampagne koennte uns motivieren, weil sie ein klares Ziel bietet.

Der Begriff ‘vegetarier-freundlich’ ist wichtig, denn wir koennen nicht erhoffen, dass jeder im Jahr 2010 Vegetarier sein wird, oder zu irgendeinem anderen Moment. Wir sollten auch nicht darauf bestehen, dass jeder Vegetarier zu sein hat. Allerdings koennen wir mit einem hohen Grad an Dringlichkeit anstreben, dass jeder wenigstens informiert ist ueber die vielen Gruende fuer den Vegetarismus, und hoffen, dass die Erkenntnisse entsprechend umgesetzt werden.

2. Information ueber die Vorteile des Vegetarismus fuer Mensch und Tier

Viele Menschen verschliessen sich vegetarischen Argumenten, weil sie der Meinung sind, dass Sorge um Tiere unangebracht sei angesichts der Noete vieler Menschen. Wir muessen darauf hinweisen, dass ein Wechsel zum Vegetarismus fuer Mensch und Tier gleichermassen positive Wirkungen hat.

Dafuer koennen wir folgende Argumente anfuehren:

• Eine Ernaehrung mit tierischen Produkten erhoeht die Risikofaktoren fuer viele lebensbedrohliche Krankheiten, einschliesslich Herzkrankheiten, verschiedene Arten von Krebs und Schlaganfall.
• Die Viehzucht erhoeht ganz erheblich die Bedrohung der Umwelt, mit der sich die Menschheit heute konfrontiert sieht.
• Die Verfuetterung von 70 Prozent von Getreide, das in den USA produziert wird (und fast 40 Prozent der weltweiten Getreideernte) an Nutztiere traegt dazu bei, dass schaetzungsweise 20 Millionen Menschen weltweit an Hunger und den Folgen von Mangelernaehrung sterben.

3. Information ueber die gesellschaftliche Notwendigkeit eines Wechsels zum Vegetarismus

Wie vielleicht niemals zuvor ist die Menschheit heute bedroht durch zunehmenden Wassermangel, rapide Ausrottung der Arten, Zerstoerung der tropischen Regenwaelder und anderer wichtiger Oekosysteme, und viele andere Probleme.

Wir muessen den Menschen klarmachen, dass all diese Bedrohungen in hohem Masse durch die folgenden Umstaende verschlimmert werden: Wir zuechten jaehrlich 50 Milliarden Tiere, die weltweit geschlachtet werden; fast 20 Prozent der globalen Getreideernte wird an Tiere verfuettert; man braucht 14 mal mehr Wasser, zehn mal mehr Energie und ueber 20 mal mehr Land fuer eine Ernaehrung mit Tierprodukten - verglichen mit einer auf Pflanzen basierenden Lebensweise.

Die Tierzucht traegt ganz erheblich zu den Emissionen von Kohlendioxyd, Methan und anderen Treibhausgasen usw. bei.

Wir muessen auch darauf hineisen, dass der Konsum von tierischen Nahrungsmitteln explodierende Kosten im Gesundheitswesen verursacht, die zu Rekorddefiziten in den Staatshaushalten fuehren und damit zu Kuerzungen von Sozialleistungen.

4. Information ueber die spirituelle Notwendigkeit eines Wechsels zum Vegetarismus

Heute bekennen sich die meisten Menschen zu einer Religion und viele erklaeren, dass ihr Leben auf den moralischen Forderungen dieser Religion aufgebaut ist. Wir sollten respektvoll mit diesen Menschen darueber reden, dass eine auf tierischen Produkten basierende Ernaehrung und Viehzucht im Gegensatz steht zu den grundlegenden religioesen Geboten zur Erhaltung unserer Gesundheit, Tiere mit Mitgefuehl zu behandeln, unsere Umwelt und natuerliche Resourcen zu bewahren, den Hungernden zu helfen und den Frieden zu suchen und zu bewahren.

5. Einbringen des Vegetarismus in aktuelle Nachrichten

Der Vegetarismus beruehrt fast alle Aspekte des Lebens – Gesundheit, Ernaehrung, Tiere, die Umwelt, Energie, Wasser und andere Ressourcen, Wirtschaft, Politik, Familienleben und vieles mehr – und wir sollten andere auf all diese Verbindungen hinweisen. Bei Nachrichten ueber die Erderwaermung und deren Folgen sollten wir klarmachen, dass eine Ernaehrung mit tierischen Produkten ganz erheblich zu Emissionen von Kohlendioxid, Methan und anderen Treibhausgasen beitraegt.

Bei Artikeln ueber Steuern, Haushaltsdefiziten und anderen wirtschaftlichen Themen sollten wir darauf hinweisen, dass die Kosten im Gesundheitswesen explodieren durch die Behandlung all der vielen Krankheiten, die eine Folge einer Ernaehrung mit tierischen Produkten sind. Bei Artikeln ueber Wassermangel und Duerren sollten wir warnen, dass die Viehzucht viel mehr Wasser und andere Ressourcen verschlingt als der Anbau von Getreide. Es gibt noch viele andere Beispiele.

6. Starten einer Brief-Kampagne

Als Anschluss an die Diskussion unter Punkt 5 sollte eine groß angelegte Brief-Kampagne an Journalisten auf die Verbindung der verschiedensten Themen zum Vegetarismus hinweisen. Auch wenn ein kleiner Prozentsatz derjenigen, die sich fuer diesen Zusammenhang interessieren, nur einen Brief pro Monat schreiben, koennte dies schon eine enorme Wirkung zeigen. Eine Website sollte entwickelt werden, auf der Gespraechspunkte fuer taegliche Briefe, basierend auf aktuellen Ereignissen, empfohlen werden, mit beigefuegten Musterbriefen.

Da viele Menschen gern die taeglichen Talkshows im Radio hoeren, sollte es auch eine konzertierte Aktion geben mit dem Ziel, sich an solchen Shows durch Anrufe zu beteiligen und dabei auf den Vegetarismus hinweisen. Obwohl die Moderatoren solcher Sendungen normalweise zwar sehr gut ueber viele Themen informiert sind, habe ich festgestellt, dass sie grossen Irrtuemern unterliegen hinsichtlich Gesundheit, Ernaehrung und anderer Zusammenhaenge, die den Vegetarismus betreffen.

7. Empfehlen Sie den Wechsel zum Vegetarismus als Prioritaet fuer die Tierrechtsbewegung

Die groesste Anzahl von Tiermisshandlungen passiert in Tierfabriken. Trotzdem arbeiten einige, vielleicht sogar die meisten Tierrechtsaktivisten mit anderen Themen, wie z.B. Zirkus, Rodeo, Pelz, Haustiere und Tierversuche. Diese Probleme sind alle sehr wichtig, und es ist von ausschlaggebender Bedeutung, jede Art von Tierausbeutung zu beenden, aber eine auf tierischen Produkten basierende Ernaehrung und Tierzucht bedrohen zusaetzlich auch noch die Gesundheit des einzelnen und das Wohlergehen der Menschheit.

Wenn die Mehrzahl der Tierrechtsaktivisten sich, zusaetzlich zu ihren normalen Tierrechtbemuehungen, auch dem Thema Vegetarismus und Veganismus zuwenden wuerden, auch wenn es nur fuer eine begrenzte Zeit waere, koennte dies eine sehr wirkungsvolle Inititiave darstellen.

8. Fordern Sie das medizinische Establishment heraus

Jeder sorgt sich um seine eigene Gesundheit und um die seiner Lieben. Es gibt sehr eindringliche Hinweise darauf, dass das Auftreten von Herzkrankheit, verschiedenen Krebsarten, Schlaganfaellen und anderen degenerativen Krankheiten durch einen Wechsel zu einer vegetarischen und veganen Ernaehrung, verbunden mit anderen Aenderungen des Lebensstils, stark reduziert werden koennen. Trotzdem ignoriert das medizinische Establishment, wie auch viele Ernaehrungsspezialisten, diese Tatsache; man weist weder die Patienten noch die Oeffentlichkeit darauf hin, dass viele Krankheiten durch eine Umstellung der Ernaehrung vermeidbar, und manchmal sogar umkehrbar sind. Eine derartige Unterlassung koennte man als medizinisches Fehlverhalten bezeichnen.

Vor kurzem besuchte ich einen Verwandte in einem Rehabilitationszentrum und war beim Lesen der Tagesspeisekarten erstaunt zu sehen, dass zu jeder Mahlzeit Fleisch serviert wird. Es ist wichtig, dass wir Aerzte respektvoll auffordern, bei der Aufklaerung der Oeffentlichkeit ueber gesunde Ernaehrung ihren Beitrag zu leisten.

Wie auch spaeter noch unter Punkt 10 erwaehnt wird, sollten auch Erzieher, Politiker, Fuehrer von Religionen und Journalisten aufgefordert werden, das Bewusstsein ueber die gesundheitlichen und vielen anderen Vorteile einer vegetarischen oder veganen Ernaehrung zu entwickeln.

9. Bilden Sie Allianzen mit anderen Gruppen

Da der Vegetarismus viele andere gesellschaftliche Bereiche beruehrt, sollten wir versuchen, starke Buendnisse mit vielen anderen Gruppen, die auch positive AEnderungen anstreben, aufzubauen,. Z.B. sollten wir Buendnisse mit Umweltorganisationen suchen und darauf hinweisen, dass die jaehrliche Aufzucht von 50 Milliarden Schlachttieren, vorwiegend in Tierfabriken, zu vielen der Umweltbedrohungen beitraegt. Wir sollten Buendnisse mit den Gruppen anstreben, die gegen Hunger und Armut, gegen Wasser- und Energiemaengel, Erderwaermung und aehnliche Bedrohungen arbeiten, und sie informieren, in welch hohem Masse die Produktion von Tierprodukten zu vielen Klimadrohungen beitraegt und außerdem eine extreme Verschwendung von Ressourcen bedeutet.

10. Fordern Sie die Medien, die Politiker, die Erzieher und andere Mitglieder des Establishments heraus

Ich habe schon darauf hingewiesen, dass die Menschheit moeglicherweise noch nie so bedroht war. Da ein Wechsel zum Vegetarismus eine gesellschaftliche Notwendigkeit ist und da der Vegetarismus auch in vielen Lebensbereichen eine wichtige Rolle spielt, sollten wir versuchen, einflussreiche Mitglieder der Gesellschaft zu treffen und sie zu draengen, den Vegetarismus zu vertreten oder wenigstens in ihre Tagesordnungen aufzunehmen.

Wir muessen Erziehern nahelegen, Kinder ueber eine gesunde Ernaehrung zu informieren und dafuer zu sorgen, dass schmackhafte und nahrhafte vegetarische Alternativen bei jeder Mahlzeit angeboten werden.

Wir muessen Journalisten und Verleger ermahnen, die Oeffentlichkeit ueber die enormen negativen Auswirkungen einer auf Tierprodukten basierenden Ernaehrung zu informieren, unter gleichzeitigem Hinweis auf die vielen Vorteile von vegetarischen und veganen Lebensweisen.

Dies ist nur ein Katalog von Schritten, die ich fuer nuetzlich halte bei der Entwicklung einer vegetarischen Welt. Ich bin sicher, dass viele engagierte Menschen in der vegetarischen und aehnlichen Bewegungen zu diesen Punkten noch viele eigene Ideen hinzufuegen und zusaetzliche Vorschlaege bringen koennen.

Die Hauptsache ist, dass wir immer aktiver werden, fuer uns selbst, fuer die Tiere und fuer unseren kostbaren bedrohten Planeten.



Richard H. Schwartz, Ph.D.
Professor Emeritus, College of Staten Island
Author of "Judaism and Vegetarianism", "Judaism and Global Survival", and "Mathematics and Global Survival", and over 130 articles at JewishVeg.com/schwartz
President of Jewish Vegetarians of North America (JVNA) and
Society of Ethical and Religious Vegetarians (SERV) ============= Professor Richard H. Schwartz Interview mit Supreme Master TV Part 1 Part 2

Quelle: Jewish Veg
Autor: Richard H. Schwartz, Ph.D./Uebersetzung EVANA