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Helmut F. Kaplan: Wege zum Veganismus

Wer Veganer will, muß den Vegetarismus fördern

Dezember 2009

In den letzen 20 Jahren habe ich in schätzungsweise ebensovielen Beiträgen versucht, die moralische Wertigkeit einer vegetarischen und einer veganen Lebensweise für mich zu klären und das Ergebnis meinen Lesern zu vermitteln. An letzterem bin ich kläglich gescheitert.

Zwei Gründe für dieses Scheitern sind wohl:

Erstens: Thematisierung und Beantwortung der Frage nach der moralischen Wertigkeit von Vegetarismus und Veganismus hängen in hohem Maße von der ethischen Grundposition ab, die man hat: Ist man „Deontologe“, fragt man, ob eine Handlung AN SICH richtig ist, unabhängig von ihren Folgen. Ist man hingegen „Teleologe“, geht es einem GERADE um die Folgen einer Handlung. Das Nicht-Wahrnehmen oder Nicht-wahrnehmen-Wollen dieser theoretischen Grundfrage ist einer fruchtbaren Diskussion naturgemäß nicht eben förderlich.

Zweitens: Das Thema Vegetarismus / Veganismus ist in so hohem Maße mit Emotionen besetzt, daß schon die gestellten FRAGEN kaum zur Kenntnis genommen werden – geschweige denn sachlich und rational diskutiert würden.

So habe ich vorrangig folgende Frage behandelt: Was ist die beste Strategie GEGENÜBER DER ALLGEMEINHEIT, also gegenüber Fleischessern, um dem Ziel einer veganen Gesellschaft näherzukommen?

Reaktionen bekam ich aber fast ausschließlich auf eine andere Frage: Zu welcher Ernährungsweise bin ICH, Helmut F. Kaplan, moralisch verpflichtet?

Angesichts dieser Geschichte und Probleme will ich im folgenden versuchen, die Frage vegetarisch oder vegan einmal (fast) nur auf der Faktenebene zu behandeln.


Ökonomische und psychologische Fakten

Die kommerzielle Nutzung von Tieren bedeutet praktisch IMMER eine AUSNUTZUNG der Tiere, weil das allgegenwärtige Wirtschaftlichkeitsdenken automatisch zur Ausbeutung der Tiere führt. Die Tiernutzungsindustrie bildet ein eng ineinander verwobenes Gesamtsystem zwecks Profitmaximierung, in dessen Zentrum die Fleischproduktion steht: Fast alle Tiere, die IRGENDWIE GENUTZT WERDEN, werden am Ende auch GEGESSEN.

Die allgemeine Werbung für den VEGETARISMUS ist deshalb vergleichsweise erfolgversprechend, weil die Gründe für den Verzicht auf Fleisch nicht nur ethisch und rational plausibel sind (bzw. plausibel gemacht werden können), sondern weil sie quasi auch „lebenspraktisch“ nachvollziehbar sind: Daß das Huhn oder Schwein, das ich gerade esse, vorher für mich getötet werden mußte, leuchtet unmittelbar ein, und daß ich in Hinkunft statt einer Wurstsemmel eine Käsesemmel essen werde, ist auch vergleichsweise leicht vorstellbar.

Beim VEGANISMUS ist hingegen alles viel komplizierter, indirekter - und schwerer akzeptierbar: Daß die Milch, die in meinem Käse ist, ebenfalls von einem Tier stammt, das gequält wird und letztlich im Schlachthof landen wird, ist schon „viel weiter hergeholt“, als daß das Tier, das ich gerade esse, vorher für mich getötet werden mußte. Und daß ich in Hinkunft weder eine Wurstsemmel NOCH eine Käsesemmel essen soll, erscheint kaum vorstellbar. Wir dürfen nicht vergessen (was von Veganismus-Werbern fast immer vergessen wird): Bereits der Verzicht auf Fleisch, also der Schritt zu einer VEGETARISCHEN Lebensweise bedeutet für die allermeisten Menschen einen sehr, sehr großen, ja geradezu „mutigen“ Schritt!

Zum Vegetarismus kann man die Menschen im optimalen Falle führen, zum Veganismus müssen sie meist selber kommen. Der Schritt vom Vegetarier zum Veganer vollzieht sich im Stillen, im Privaten. Allerdings in aller Regel nur unter einer Voraussetzung: wenn die Betroffenen aus ETHISCHEN Gründen kein Fleisch essen. Deshalb ist es von so herausragender Bedeutung, die Menschen zum moralisch motivierten Vegetarismus zu führen.

Im folgenden will ich nüchtern und emotionslos darlegen, welche Folgen welche Strategien zum jetzigen (2010) historischen Zeitpunkt meines Erachtens haben:


Vegetarismus-Politik schafft Vegetarier UND Veganer

Zwischen (moralisch motiviertem) Vegetarismus und Veganismus besteht ein zwar nicht zwingender, wohl aber deutlicher Zusammenhang: Der Vegetarismus ist quasi die Voraussetzung für den Veganismus, fast alle Veganer waren vorher Vegetarier. Kaum ein Fleischesser wird in einem Schritt zum Veganer. Aus einem Vegetarier wird vergleichsweise leicht ein Veganer, aus einem Fleischesser praktisch nie. Jeder Schritt zum Vegetarismus ist also gleichzeitig ein möglicher Schritt zum Veganismus. Kurz: Wer den Vegetarismus fördert, fördert damit gleichzeitig den Veganismus.

Entsprechendes gilt auf der ökonomischen Ebene: Ein spürbarer Impuls in Richtung Vegetarisierung der Gesellschaft initiiert eine Eigendynamik in Richtung Veganisierung der Gesellschaft. Denn die verschiedenen Formen der Tiernutzung bilden, wie gesagt, ein eng ineinander verwobenes Gesamtsystem, dessen wichtigstes Element die Fleischproduktion ist. Bricht nun dieses wichtigste Element, die Fleischproduktion, aufgrund fortschreitender Vegetarisierung weg, wird das Gesamtsystem weniger profitabel - und verschwindet allmählich. Fazit: Wenn wir die Vegetarisierung schaffen, bekommen wir die Veganisierung geschenkt.


Veganismus-Politik schafft WEDER Veganer NOCH Vegetarier

Der Versuch, „normale“ Menschen, also Fleischesser zum jetzigen Zeitpunkt zu Veganern zu machen, ist nicht nur aussichtslos, sondern sogar schädlich: Wir schaffen damit nämlich nicht nur keine Veganer, sondern VERHINDERN auch noch Vegetarier! Denn auch Menschen, die innerlich zu einer vegetarischen Lebensweise bereit wären, werden sofort eine „Kehrtwende“ machen, wenn wir ihnen eröffnen: Also, liebe Leute, die Sache ist aber eigentlich so: auch wenn ihr jetzt aufhört, Fleisch zu essen, so reicht das leider noch lange nicht. Ein solcherart „aufgeklärter“ potentieller Vegetarier wird augenblicklich emotional und intellektuell „zumachen“, weiterhin Fleisch essen und für lange Zeit (wenn nicht für immer) für weitere Bemühungen, ihn zum Fleischverzicht zu bewegen, taub sein.

Selbstverständlich soll man auch für den Veganismus werben. Aber nur, wo die realistische Chance besteht, Veganer zu schaffen, nicht, wo die Gefahr besteht, Vegetarier zu verhindern.


Source: Copyright: Helmut F. Kaplan - Helmut F. Kaplan jetzt auch auf Facebook
Author: Helmut F. Kaplan

Link: Neues Buch 'Ich esse meine Freunde nicht'

Date: 2009-12-25

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