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Fleisch zu essen ist eine persönliche Entscheidung, die respektiert werden muss?

Von Franco Libero Manco

DEINE MEINUNG IST NICHT MEINE
DEINE MEINUNG ODER MEINE MEINUNG, DAS IST NICHT DASSELBE

Ich bin nicht damit einverstanden, allen Meinungen denselben Wert zu geben, sie auf dieselbe Ebene zu stellen, den Wert der Diversität abzuflachen. Es ist nicht wahr, dass deine Meinung (die rechtfertigt, Fleisch zu essen) so richtig ist wie meine, der ich mich enthalte, um kein Leid und keinen Tod eines fühlenden Lebewesens zu verursachen.

Zwischen den Positionen besteht ein Unterschied wie zwischen Leben und Tod. Das Gute und das Schlechte, wie der Schmerz und die Freude haben nicht denselben Wert, sie befinden sich nicht auf derselben Ebene: Ein Gedanke, der eine verbrecherische Aktion rechtfertigt, kann nicht beurteilt werden wie einer, der das Leben verteidigt.

Alles ist denkbar, das ist wahr, in dieser Welt ist alles relativ. Aber die Position, die das Gesetz des Stärkeren über den Schwächeren legitimiert, hat nicht denselben Wert wie die Meinung, die Unschuldige verteidigt. Es wäre, wie zu sagen, dass die Anschauung von Hitler denselben Wert hätte wie die von Jesu.

Jeder hat seine Überzeugungen, die Ausdruck seiner Gesamtentwicklung sind. Aber wenn die Harmonie Grundlage eines jeden menschlichen Fortschrittes ist, hat derjenige, der Streit sät, nicht den gleichen Wert wie derjenige, der eine Übereinkunft zwischen den Lebenden sucht. In einem Orchester hat ein disharmonisches Instrument nicht denselben Wert wie ein harmonisches.

Fleisch zu essen ist eine persönliche Entscheidung, die respektiert werden muss? Ich kann nicht verhindern, dass du ein Tier töten lässt, um es aufzuessen, weil das Gesetz es dir gestattet, so wie es einst den Herren gestattete, Sklaven zu haben und über deren Leben zu verfügen.

Das Leben ist voller Probleme und diese sind von Menschen gemacht: Entweder man ist unter jenen, die sie verursachen oder unter denen, die Lösungen suchen. In diesen Prozess wird das Individuum einbezogen, sein Bewusstsein, seine Sensibilität und seine Intelligenz. Um die Welt zu verbessern, ist es notwendig, bei uns selbst anzufangen, eine echte und wirkliche geistige, moralische und spirituelle Revolution zu bewirken, die eigene Art, Dinge zu betrachten, zu leben, zu handeln, zu essen, zu pflegen und zu konsumieren in Frage zu stellen.

Das Individuum der neuen Zivilisation muss den Mut haben, den eigenen Standpunkt, die eigenen Gewohnheiten, die eigene Verbundenheit, das eigene geistige Schema, die für sich selbst festgelegten moralischen Grenzen und die Grenzen der eigenen Gefühlswelt zur Diskussion zu stellen. Das Individuum muss den Mut haben, zu verändern, auf das zu verzichten, was negativ und schädlich für uns selbst und für alle Anderen ist.

Wenn das Leben einen Sinn hat, dann den, uns jeden Tag zu verbessern, unsere Grenzen zu überwinden, unsere eigene moralische und spirituelle Sphäre zu erweitern. Das alles erfolgt durch die Willensveränderung, von einem Zustand in den nächsten zu wechseln. Das Leben gewinnt in dem Maße an Wert, in dem wir dazu beitragen, eine bessere Welt zu schaffen.

Keine große persönliche und soziale Revolution erfolgt ohne Veränderung und Veränderung bedeutet immer Leid. Stillstand ist Tod, Rückentwicklung.

Es ist im Moment der Prüfung, in dem sich unsere wahre Natur zeigt und die härteste Prüfung ist immer diejenige, die die Dinge, an denen wir hängen, gefährdet. Sich an die Tradition zu klammern, um die eigenen Entscheidungen zu rechtfertigen, ist wie ein Auto zu haben und nur den Rückwärtsgang zu benutzen.

Jede Revolution kennt drei Phasen: Zuerst wird verspottet, dann in Erwägung gezogen und schließlich akzeptiert. Diejenigen, die sich von den Ideen, die ihre eigenen Grenzen, ihre eigene geistige Welt in Frage stellen, „angegriffen“ fühlen und die vielleicht sogar nach Lösungen suchen, ohne etwas an ihrer Lebensart zu verändern, fühlen sich von einer neuen Sichtweise des Lebens, die Veränderung und Verzicht erfordert, stark unter Druck gesetzt und sie suchen nach Rechtfertigungen für ihre Position und nicht nach Problemlösungen.

Damit der Mensch frei ist und sich in seiner Gesamtheit verwirklichen kann, muss er bereit sein, seine Standpunkte, seine Überzeugungen, seine ideologische Positionen zur Diskussion zu stellen, seine Angst, seinen Egoismus und seine Milde hinter sich zu lassen und das Gute, das Schöne und das Richtige zu wählen.

Gut ist nicht das, was ich als solches ansehe, sondern das, was wegen seiner Essenz und Natur gut ist. Richtig ist nicht das, was ich als solches ansehe, sondern das, was für uns selbst und für die anderen Lebewesen richtig ist.

Die höchste und edelste Aufgabe des Menschen ist, das Leben zu schützen, nicht nur das Leben des Menschen, sondern das Leben als absoluten Wert. Gut und Böse sind in der Tat nicht dasselbe: Es sind zwei Realitäten, die sich gegenüberstehen, auch wenn sich zwischen beiden unendlich viele Zwischenstadien befinden. Die erste Tür zum Leben, zur Harmonie, zur Freiheit, zum Guten, zum Schönen, die zweite Tür zum Leiden, zur Zerstörung, zum Tod.

Sicher kommt man nicht oben auf der Treppe an, ohne über alle Stufen gegangen zu sein. Es ist wahr, es gibt für alles eine passende Zeit. Ein Baum wächst nicht in einem Tag und man soll die Früchte nicht ernten, bevor sie reif sind.

Aber wie viele Opfer müssen für unsere persönlichen und bequemen Lebensanschauungen noch geopfert werden?


Source: e-mail
Author: Uebersetzung Ilona Witten


Date: 2007-02-20