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EVANA-Interview mit Renato Pichler, Gründungsmitglied der Tierpartei Schweiz (TPS)

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Alle sind willkommen, die etwas für die Tiere, die Umwelt und die Menschen tun möchten.

Am 24. Juli 2010 informierte eine Medienmitteilung über die Gründung der Tierpartei Schweiz (TPS), die sich für die Interessen der Tiere in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft einsetzen wird.

EVANA bat Renato Pichler, Ko-Gründungsmitglied und Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Vegetarismus, um zusätzliche Information über diese neue Schweizer Partei.




29. Juli 2010

EVANA: Die Gründung der Tierpartei Schweiz am 24. Juli 2010 war nicht nur für die EVANA-Crew eine ganz besonders angenehme Überraschung. Können Sie uns etwas sagen zur Vorgeschichte? Und was ist das Leitmotiv oder Motto der Partei?

Renato PichlerRenato Pichler: Unser Motto haben wir von Albert Schweitzer übernommen: «Ich bin Leben inmitten von Leben, das leben will.» In der Tierpartei Schweiz (TPS) steht nicht die Wirtschaft (Geldvermehrung und Arbeitsplätze um jeden Preis) im Mittelpunkt, sondern das Leben von Mensch und Tier.

Die Idee einer Tierpartei gab es schon länger. Nachdem jedoch die Abstimmung über die schweizweite Einführung von Tierschutzanwälten abgelehnt wurde, hat die Vertretung der Tiere in der Politik eine zusätzliche Dringlichkeit erhalten. In der Schweizer Gesetzgebung gibt es zwar sogenannte Tierschutzgesetze, doch da niemand sich für deren Durchsetzung wirklich einsetzt, bleiben sie oft nur Makulatur.

In den letzten Jahren gab es einen Wandel in der Gesellschaft: Die Tiere werden von immer mehr Menschen als Mitgeschöpfe wahrgenommen. Der Umgang mit ihnen beruht jedoch nach wie vor auf Profitmaximierung (Nahrungsmittelproduktion) oder auf anderweitigem optimalem Nutzen für den Menschen (Spot mit Tieren, Haustiere etc.). Die Tiere selbst haben in Politik und Wirtschaft keine Interessensvertretung. Keine einzige politische Partei in der Schweiz setzt sich gemäss ihren Statuten für die Tiere ein. Diese Lücke wollen wir mit unserer Partei schliessen.


EVANA: Welches Echo gab es bisher auf die Bekanntmachung in der Schweiz? International?

Renato Pichler: Wir sind über das grosse, auch internationale Echo überrascht. Viele Zeitungen haben über die Gründung berichtet. In diversen Radiosendern wurde ein Bericht darüber gebracht. Das Medieninteresse hält bis heute an. Dies zeigt uns zusätzlich, dass die Zeit für eine Tierpartei reif ist.

EVANA: Die Gründung einer Partei bringt eine grosse Fülle von Arbeit, auch verwaltungsmässig. Aber zeichnen sich trotzdem schon die nächsten Schritte ab? Gibt es spezielle Probleme in der Schweiz, die Sie sofort angehen müssen?

Renato Pichler: Ja, der Aufbau einer neuen Partei ist aufwändig. Es gilt nun zuerst den Ansturm der Mitglieder und Aktivisten zu koordinieren. Wir engagieren uns aber auch bereits für den Erhalt des Tieranwaltes in Zürich mit einer Petition.


EVANA: Und was sind die mittel- und langfristigen Ziele?

Renato Pichler: Wir möchten, dass in der Politik nicht mehr nur Geld und Arbeitsplätze die Hauptrolle spielen, sondern auch wieder das Leben den ihm gebührenden Stellenwert erhält. Bei allen Entscheiden werden wir uns überlegen, was im Interesse der Tiere wäre. Und dies ist in der Regel auch im langfristigen Interesse der Menschen. Denn eine intakte Umwelt und ein friedliches Miteinander zwischen Mensch und Tier dient allen. Es erhöht nicht nur die Lebensqualität der Tiere, sondern auch die der Menschen.


EVANA: Wie werden Sie der Schweizer Bevölkerung die Ideen und Projekte der TSP nahebringen? Wie werden Ihre Informationskampagnen aussehen?

Renato Pichler: Wir werden aufzeigen, dass Ethik auch in der Politik Einzug halten kann. Durch eine transparente, ehrliche und nachhaltige Politik werden wir versuchen, auch diejenigen zu politischem Engagement einzuladen, die damit bisher nichts zu tun haben wollten.

Die Wähler können mit uns rechnen, wann immer die Interessen der Tiere auf dem Spiel stehen. Und dies ist öfters der Fall, als viele ahnen. Ein friedliches Zusammenleben zwischen Mensch und Tier ist nur möglich, wenn es beiden gut geht, deshalb gehört Menschenschutz ebenso zum Tierschutz wie Umweltschutz.


EVANA: Als Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Vegetarismus hat eine Ernährung ohne Fleisch eine hohe Priorität für Sie. Ist dieser Punkt auch Teil des offiziellen Programms? Oder geht die Partei davon aus, dass wachsender Respekt für Tiere automatisch dazu führt, die Tiere nicht mehr zu reinen Nahrungsmitteln zu degradieren?

Renato Pichler: Die Tierpartei ist keine Vegetarierpartei. Alle sind willkommen, die etwas für die Tiere, die Umwelt und die Menschen tun möchten. Ich persönlich kann meine Liebe zu den Tieren nicht mit dem Aufessen von Tierkörpern vereinbaren. Dieser Punkt wird sicher noch zu gelegentlichen Diskussionen führen, sollte jedoch die Gemeinschaft der Tierschützer nicht spalten. Damit wäre keinem Tier gedient. Wichtig ist, dass alle zusammenarbeiten, die das Los der Tiere in unserer Gesellschaft erleichtern möchten.


EVANA: Gibt es spezielle Schweizer Umweltprobleme, die mit der Fleischproduktion in Zusammenhang stehen?

Renato Pichler: In der Innerschweiz, der Hochburg der Schweinemast, müssen bereits mehrere Seen seit vielen Jahren künstlich belüftet werden, weil diese durch die riesigen Mengen an Gülle aus den Tierfabriken unter Sauerstoffmangel leiden und ohne diese Massnahme jedes Leben in den Seen ersticken würde.


EVANA: In Kanada sprach man schon von der 'kritischen Masse'der vegetarischen Konsumenten und den Bemühungen der Industrie, sie zu bedienen. Wie siehts damit in der Schweiz aus?


Renato Pichler: Man merkt auch hier, dass vor allem die Grossverteiler immer mehr Produkte für Vegetarier anbieten. Der gesellschaftliche Wandel ist deutlich sichtbar. Deshalb reagiert auch die Wirtschaft darauf.


EVANA: Wie planen Sie die internationale Zusammenarbeit mit anderen politischen Parteien, die sich in Europa und weltweit für Tiere einsetzen? Schliesslich war die niederländische 'Partij voor de Dieren' die erste, die ins nationale Parlament einzog und deren Erfolgsweg für andere richtungweisend sein kann.

Renato Pichler: Wir werden mit allen Parteien und anderen Organisationen zusammenarbeiten, wo es Synergien gibt. Zuerst werden wir natürlich Kontakte innerhalb der Schweiz knüpfen, später aber dann auch im Ausland.


EVANA: Was möchten Sie potenziellen Wählern in der Schweiz bei dieser Gelegenheit sagen?

Renato Pichler: Nur wer die Tierpartei unterstützt und wählt, hat die Sicherheit, dass seine Stimme dem Wohl von Mensch und Tier dient. Alle anderen Parteien haben immer wieder bewiesen, dass sie andere Prioritäten haben (was auch aus deren Parteiprogrammen deutlich hervorgeht).


EVANA: Renato, wir danken Ihnen, dass Sie uns trotz der vielen Arbeit diese Fragen beantwortet haben, und wünschen der neuen Tierpartei Schweiz eine rasche Entwicklung und entscheidenden Erfolg.

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TIER Partei Schweiz (TPS)
Luzernerstrasse 91
CH 5630 Muri / AG
Tel. +41 (0) 44 760 50 42
Fax. +41 (0) 44 776 10 11
info@tierpartei.ch
www.tierpartei.ch



Source: EVANA Interview
Author: EVANA

Link: Gründung der Tierpartei Schweiz (TPS) - Medienmitteilung
Link: Homepage der Tierpartei Schweiz (TPS)

Date: 2010-07-29